Orientation Week

Nachdem am Sonntag die ersten Gehversuche in PE unternommen wurden und die Studenten so langsam im Annie's Cove eintrudelten startet am Montag die Orientation Week. Dabei geht es zunächst einmal zur Registrierung. Ich denke, in Sachen Bürokratie kann Südafrika durchaus mit Deutschland mithalten. Egal, wo wir sind, hat es mit der Uni zu tun müssen mindestens zwei Listen mit Namen und Unterschrift abgesegnet werden. Im Anschluss gibt es eine Opening Ceremony, wobei wir uns in einem Hörsaal bei gefühlten minus zehn Grad den Hintern abfrieren. Es spricht der Leiter des International Office zu uns und es werden sämtliche Gremien und Ansprechpartner vorgestellt. Es werden die Krankenversicherungsausweise und Broschüren verteilt, es gibt Belehrungen, Informationen über die Unterkünfte und Sicherheitshinweise. Letzteres wird hier anscheinend sehr ernst genommen. Nach der ersten Woche hat man das Gefühl, als wären alle Augen auf einen gerichtet und an jeder Ecke wartet schon jemand darauf, dich auszurauben. Zumindest wenn man den täglichen Belehrungen, Hinweisen und Ratschlägen glauben darf. Ich denke, dass, wenn man die Sache mit gesundem Menschenverstand angeht, eigentlich so gut wie nichts passiert. Wobei natürlich direkt an diesem Montag die erste Kreditkarte gestohlen wird. Dies soll aber erst einmal der einzige Vorfall bleiben. Und seien wir mal ehrlich: wer lässt sich am Bankautomaten von Fremden helfen...

 

Der Nachmittag wird in der Bay West Mall verbracht, welche ich ja schon am Samstag bestaunen durfte. Allerdings bleibt uns nicht viel Zeit zum einkaufen, da wir knapp zwei Stunden mit Pizza essen beschäftigt sind. Pizza scheint hier kein Fastfood zu sein. Nebenbei hab ich an diesem Tag eine Truppe US-Amerikaner/-innen kennengelernt. Perfekt für mein doch noch recht spärliches Englisch. Wir haben viel zu erzählen, lachen und diskutieren, des Weiteren ist es ja der 4. Juli, demnach wird gleich die erste Party geplant. So ein bisschen Klischee ist halt doch vorhanden...

Nachdem wir gleich mal einen spitzenmäßigen Einstand im Annie's Cove zelebrierten um die Tradition fortzuführen, geht es am Dienstag gleich mit einem Bibliotheksbesuch weiter. Im Anschluss soll Freizeit sein, demnach machen drei weitere Deutsche und ich uns auf in das Reservat der NMMU.


 

Kurze Anmerkung: NMMU steht für Nelson Mandela Metropolitan University - ist man in Südafrika gibt es an einer Person dieser Integrität und Größe einfach kein Vorbeikommen. 

Kaum im Reservat, schon eine Schildkröte entdeckt. Wie sich später rausstellt sind sie wohl sehr selten zu sehen, was das ganze noch toller macht. Und man fühlt sich wieder wie ein kleines Kind, denn es gibt so viel zu entdecken. Wir sind etwas unsicher, denn wir wissen nicht, was uns in dieser weiten Buschlandschaft erwarten. Einzig dass es hier keine Löwen geben soll beruhigt uns ein wenig. Fleißig wird weiter Ausschau gehalten, was auch bald mit der Sichtung einer Eule belohnt wird. Mehr ist uns in dieser Stunde allerdings nicht vergönnt, aber es ist ein super Start. Als wir auf den Campus zurückkehren wird uns schnell bewusst, dass wir aufgrund fehlerhafter Informationen leider das große Kennenlernen verpasst haben, allerdings werden sich hierfür sicher noch genügend Möglichkeiten ergeben. 

 

Am Nachmittag steht JUNK4FUNK auf dem Programm. Das bedeutet eine Menge Spaß. Einheimische ZULU (gesprochen Sulu) in traditioneller Kleidung basteln mit uns Instrumente aus allen möglichen Dingen, unter anderem etwas wie ein Tamburin und eine Gitarre. Ausgestattet mit diesen gibt es eine riesige Jam-Session mit einer Menge Tanz. Hier weiß man, wie man gute Laune verbreitet. Ich muss mal schauen ob ich für euch ein Video dieses Spektakels organisieren kann. Am Abend wir dann direkt am Strand erstklassig gegessen, wobei ich für ein 300g Steak hier keine neun Euro bezahle. Einfach ein Traum.

Mittwoch bekommen wir die IT-Infrastruktur der Universität vorgestellt, man wirbt um uns für eine Aktion namens Instameet, wobei man Fotos mit einheimischen Menschen posten und seine Geschichte erzählen soll, und eine weitere Sicherheitsbelehrung, sogar in Anwesenheit der Polizei. Um kurz anzugeben: mit dem Bild rechts hab ich einen 5€--Essensgutschein gewonnen, YEEAAAH!


 

Das Wetter ist an diesem Mittwoch eher bescheiden, stürmisch und verregnet. Jedoch haben wir Glück und können die Nachmittagsaktivität in einer kleinen Wolkenlücke durchziehen. DRUMSESSION! Jeder bekommt eine Trommel. Wie kleine Kinder wird erst einmal wie wild draufgehauen und sich dabei gefreut, bevor wir unter Anleitung langsam aber sicher sogar etwas hinbekommen, was nach Musik klingt. Und wer jetzt denkt, eine Stunde auf eine Trommel hauen sei anstrengend, der hat noch nie einen Zulu-REGENTANZ mitgemacht...So viel bewegt habe ich mich nicht einmal während eines gesamten Fußballspiels...als Spieler. Aufgrund des schlechten Wetters muss ein Besuch im Kragga Kamma National Reserve leider verschoben werden. Trotzdem gut gelaunt geht es anschließend in eine der anderen Unterkünfte, um dort gemeinsam zu feiern und ab und an auf dem Bildschirm nach dem aktuellen Spielstand bei Wales vs. Portugal zu schauen. 

 

Donnerstag ist ein schwarzer Tag. Wobei der Tag gut startet. Nach einer kleinen Unterhaltung über Heimweh und Einsamkeit gibt es eine ausgedehnte zweistündige Campus-Tour. Und diese Zeit benötigt man auch. Allein das Sportareal umfasst 15 Tennisplätze, 6 Rugby-Felder, ein Fitnesszentrum, eine Schwimmhalle und ein großes Stadion. Also alles ein klein wenig größer als in Wolfsburg. Am Nachmittag geht es dann wieder in das Reservat der NMMU, diesmal allerdings begleitet von einem Führer. Und schon werden wir fündig. Eine Zebra-Familie mit Kind, eine Herde Springböcke und und und. Teilweise kann man all dies aus dem Hörsaal heraus betrachten. 

Und dann dieser unsäglich traurige Abend: am gleichen Ort wie schon am Tag zuvor wird umringt von Franzosen das Spiel geschaut...naja mehr muss ich ja dazu nicht sagen.

 


Freitag früh jedoch direkt der nächste Höhepunkt. Es wurde schon viel darüber gemunkelt, doch wir wollten es nicht glauben: es lebt eine Horde Affen auf dem Campus. Unheimlich süß, aber auch genauso angriffslustig, sobald man etwas zu essen oder etwas funkelndes in der Hand hat. Regelmäßig werden Studierende von den Affen bestohlen. Und ich finde das einfach super. Gibt es denn etwas cooleres? Ich glaube kaum. Danach gibt es eine gemütliche Stadttour, angeführt von unserer Gruppenleiterin, die das die ganze Woche wirklich hervorragend gemacht hat. Wir erfahren viel über Geschichte, Kultur und Kunst von PE und genießen von einem höhergelegenen Leuchtturm aus einen atemberaubenden Blick über diese schöne Stadt. Am Nachmittag haben wir Freizeit, da es um 18 Uhr schon wieder weiter geht zur Welcome-Party. Aber davon berichte ich dann beim nächsten Mal.

 

Faszinierte Grüße,

 

Paul

 


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Kommentare: 4
  • #1

    Claudia und Thomas (Mittwoch, 27 Juli 2016 21:55)

    Lieber Paul , ganz liebe Grüße aus Ballenstedt . Toller Blog ! Wir freuen uns mit dir und wünschen dir alles Gute und viel Erfolg. Es ist schön,dass alles gut ist . Habe eine wundervolle Zeit! Wir werden öfters mal bei dir ,, vorbei " schauen . Bis Bald Claudia und Thomas

  • #2

    Paul (Mittwoch, 17 August 2016 18:47)

    Hallöchen! Ich danke euch. Wusste nicht, dass das schon bis zu euch gedrungen ist, das freut mich. Ich versuche weiterhin, euch auf dem Laufenden zu halten, also seid ihr natürlich immer willkommen. Bis bald

  • #3

    Der Sachse (Mittwoch, 14 September 2016 20:57)

    Du hast noch nie während eines Fußballspieles bewegt... ;)

  • #4

    Paul (Montag, 17 Oktober 2016 13:10)

    sag das doch nicht so laut ;)