An diesem Freitag konnte ich das erste mal feststellen, dass die südafrikanische Jugend genauso feierwütig ist wie die europäische. Wenn zunächst auch auf der Welcome-Party nur die Internationals aus Deutschland, Frankreich, Italien, Norwegen und den USA gemeinsam mit ihren Guides feiern, lernen wir dort auch zwei Locals kennen, welche sich durch einfaches Redetalent auf die Feier quatschten. Diese beiden machen richtig Stimmung und nehmen uns anschließend noch mit in einen Club Namens Beershack. Eine recht kleine Bar direkt am Strand, in der wir einfach nur die Zeit genießen und uns fallen lassen...und unser Freund von der Elfenbeinküste sich so betrinkt wie noch nie zuvor, wie er später berichtet.
Am nächsten Morgen wird erst einmal ausgeschlafen, sich ein Rührei zum Frühstück gemacht und am Pool verzehrt...ich könnte mich daran gewöhnen. Nach der ersten Runde im kalten Nass fahren wir im Renngolf nach Jeffrey's Bay, etwa eine Autostunde von PE entfernt, zumindest wenn man so planlos durch die Gegend fährt wie wir. JBay ist in diesen Wochen eine Station der World Surf League, da kann man sich Größen wie Kelly Slater oder Mick Fanning nicht entgehen lassen. Wir gehen direkt zu Strand und halten nach dem Spektakel Ausschau. Nichts. Nichts zu sehen, nichts zu hören. Also folgen wir erstmal dem Strand, aber wir können diesen Wettbewerb einfach nicht finden.
Als wir uns hungrig in ein Restaurant begeben können wir die Surfer sogar live im TV beobachten. Erst dann wird uns langsam klar, dass wir dem Strand in die falsche Richtung gefolgt sind. Das kann auch nur uns passieren. Als wir endlich am Wettkampfort eintreffen, welcher sich nur etwa zwei Minuten vom Restaurant entfernt befindet, können wir zumindest noch die letzten 25 Minuten erleben, bevor es endgültig dunkel wird und wir unsere Heimreise antreten. Abgesehen von dem ganzen Schlamassel war es aber dennoch ein schöner Tag und eine echt tolle Stadt.
Am Sonntag entscheiden wir uns für einen Ausflug in den Addo Elephant National Park. Vorbei an Townships (die örtlichen Slums) ist dieser etwa eine Autostunde von PE gelegen und soll die BIG 5 beherbergen: Löwe, Nashorn, Elefant, Büffel und Leopard. Drei der fünf waren uns vergönnt in freier Wildbahn beobachten zu können. Es ist einfach traumhaft, diese große Artenvielfalt zu bestaunen. Sie lassen sich von den Zuschauern in keinster Weise stören und haben dort glaube ich alle ein entspanntes und schönes Leben. Drei Highlights sind an diesem Tag deutlich hervorzuheben. Zunächst die zwei stattlichen Löwenmännchen, welche etwa fünf Meter neben der Straße im Schatten liegen, relaxen und sich in Ruhe ablichten lassen. Zum zweiten ein "kleines" Elefantenbaby, das in ein großes Wasserloch zum planschen geht, allerdings nicht mehr allein heraus kommt, sodass sofort bis zu acht ausgewachsene herbeieilen, um ihm mit den Rüsseln zu helfen. Die Geschichte geht zum Glück gut aus und zeigt auf beeindruckende Weise den Zusammenhalt in einer Herde. Und zuletzt ein Elefant, der einsam versucht, sein Wasserloch gegenüber einer Herde Zebras zu verteidigen, indem er sie immer wieder mit Wasser bespritzt. Als würde man Kindern beim spielen zuschauen. Einfach toll.
Ich will mich an dieser Stelle kurz bei Felix bedanken, der für diese genialen Fotos im Nationalpark verantwortlich ist und mir diese zur Verfügung gestellt hat.
Montag Morgen soll eigentlich die Vorlesungszeit beginnen...eigentlich. Als ich zum Haupttor des Campus komme steht dort ein wütender Mob von Protestanten um ein kleines Feuer, welches sie mitten auf der Fahrbahn entzündet haben, und streikt für geringere Studiengebühren, Bildung für alle und ähnliche Themen. Also mache ich auf dem Absatz kehrt: heute ist frei. Wir schnappen uns unsere Badehosen und ab zum Strand. Das erste mal. Bei 27°C im Schatten und nicht einer einzigen Wolke in Sicht kommt einem das fünf Millimeter kalte Wasser direkt wärmer vor. Es gibt hier Sandstrand ebenso wie zerklüftete Areale, an dem von uns gewählten Strand lässt sich beides finden. Wie kleine Abenteurer schleichen wir über die Felsen auf der Suche nach Krebsen und ähnlichem. Zwischen den Felsen lassen sich auch tolle Pool-artige gebildet finden, sicher perfekt für den Sommer, aktuell aber vielleicht doch noch etwas zu kalt.
Da wir für den Abend noch nichts geplant haben beschließen wir kurzerhand, ein Braai zu veranstalten. Also fix einkaufen. Da wir mittlerweile gelernt haben, dass immer mehr kommen als abgesprochen und das ja quasi auch das Ziel des ganzen hier ist, wird gleich für zwanzig Personen mehr eingekauft. Das soll sich noch als wichtig und richtig herausstellen. Zurück im Annie's Cove wird sofort der eigenwillige Grill angeschmissen: er besteht eigentlich nur aus einer gemauerten Fläche und einem Grillrost, das lose auf Backsteinen liegt. Aber es funktioniert, also was solls. Wir schaffen noch ein paar Tische und Stühle ran, Musik angeschmissen und schon kann es losgehen. Einer nach dem anderen gesellt sich zu uns, sodass am Ende beinahe alle hier oder in der Nähe wohnenden mit uns gemeinsam feiern. Ein toller Abend. Man lernt wieder neue Leute kennen und hat einfach nur Spaß zusammen.
Am Dienstag wieder das gleiche Spiel. Proteste. Freizeit. Also wird diese genutzt, um sich ein wenig von den Strapazen der letzten Woche zu erholen. Am morgigen Mittwoch sollen endlich auch die letzten Nachzügler unserer kleinen Gruppe aus Wolfsburg und Umgebung anreisen und die Uni endlich starten. Schauen wir mal, was uns hier noch erwartet.
Bis dahin unendlich schöne Grüße,
Paul
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