In den letzten Wochen bietet sich hier ein echt unglaubliches Schauspiel: Streik. Seit drei Wochen ist die Uni geschlossen. Reifen werden verbrannt, Studenten verhaftet, mancherorts wurden sogar Gebäude der Universität abgefackelt. Es wird gemunkelt, dass mittlerweile auch schon zwei Menschen gestorben sind. Und alles, um die Studiengebühren zu senken oder ganz abzuschaffen. Naja, da wird sicherlich noch mehr dahinterstecken. Via Whatsapp und über andere Kanäle erreichen uns auch immer wieder ziemlich beunruhigende Nachrichten, heute wurde verkündet, dass die Proteste weitergehen, bis mindestens ein(e) weiße(r) Student(in) getötet wird...die haben sie nicht mehr alle hier. Na schauen wir mal, wie sich das ganze entwickelt, eventuell muss das ganze Semester hier abgebrochen werden.
Da wir ja nun frei haben wollten wir die Zeit auch irgendwie nutzen, also haben wir uns zu viert zusammengefunden und sind einfach mal in Richtung Wild Coast (Ostküste) aufgebrochen. Die ersten sieben Stunden Fahrt, in denen ich das erste Mal so richtig das Gefühl hatte, in Afrika zu sein, führten uns nach Coffee Bay. Dies ist ein klitzekleines Örtchen an der Küste. Und es ist der Himmel auf Erden. Mit seinen kleinen runden strohgedeckten Hütten sieht es hier aus wie im Auenland, man erwartet Frodo an jeder Ecke. Das Backpackers CoffeeShack liegt direkt am Meer, und es mutet ein wenig wie ein Eingeborenendorf im Dschungel an. Dicht bewaldet, Lianen, Massen an Vögeln...irgendwie idyllisch. Und eine Menge verschiedener Menschen aus aller Herren Länder, Weltreisende, Pärchen im Urlaub, andere Studenten, Einheimische...man hat also ausreichend Gesprächsstoff. Und Stimmung ist hier auch immer.
Nach einer echt sehr gemütlichen Nacht in einem Zimmer mit acht Betten und gemeinsam mit zwei weiteren Deutschen und zwei Däninnen gab es zunächst ein reichhaltiges Frühstück, bevor wir auf eine große Wanderung aufbrachen. Entlang der Küste über Berge, Felsen und weite Wiesen, vorbei an sich am Strand entspannenden Kühen, Ziegen und Schweinen führte uns der Weg nach knapp drei Stunden zum „Hole in the Wall“.
Der Weg dorthin ist jedoch wesentlich spektakulärer als das eigentliche Ziel. Sehr ermüdet aßen wir erst einmal zu Mittag, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Zum Glück wurden wir nach einer halben Stunde Fußweg von einem netten Mann auf seiner Ladefläche mitgenommen, sonst wären wir wohl noch immer unterwegs. Was von diesem Tag geblieben ist sind eine Menge traumhafter Eindrücke und ein ziemlich schwerer Sonnenbrand. Am Abend gab es dann noch eine Drum-Session am Lagerfeuer und einen Pool-Billard-Wettbewerb. Nach einer weiteren traumhaften Nacht ging es dann mit der nächsten ewig dauernden Fahrt, auf der ein kleiner Hund leider sein Leben lassen musste, nach Durban.
Spät am Abend dort angelangt war die Stadt in tiefes Grau gehüllt. Durban ist anders. Während Port Elizabeth sehr europäisch anmutet, sieht Durban schon eher nach Afrika aus. Das Backpackers HappyHippo mutet an sich sehr schön, bunt und aufgeräumt an. Aber es ist groß. Ich weiß nicht, ob außer uns einfach kaum andere Menschen dort waren oder es sich einfach in diesem großen Gebäude so sehr verläuft, aber richtige Feierlaune oder ähnliches kam nicht auf. Das hat uns ein wenig enttäuscht. Am nächsten morgen wollten wir dann eigentlich ein wenig die Stadt erkunden, zunächst sind wir jedoch mit unserem SurferDude Kai an den Strand. Wie das Wetter so waren auch die Wellen eher mies. Unter dem grauen Himmel war auch der ziemlich verschmutzte Strand nicht sehr schön anzusehen. Enttäuscht von Durban beschlossen wir kurzerhand, unseren Plan umzuwerfen und die Stadt wieder zu verlassen. Anzumerken bleibt, dass uns im nachhinein gesagt wurde, dass Durban wohl wunderschöne Ecken und Strände hat, welche uns aber leider verborgen blieben. Vielleicht verschlägt es mich ja noch einmal dorthin.
Etwa eineinhalb Stunden südlich von Durban ist der kleine Ort Umzumbe gelegen. Dort gibt es eigentlich nicht viel zu entdecken, aber es hat dort das vielleicht beste Backpackers Südafrikas, das Mantis&Moon. Neben einem Dorm mit mehreren Doppelstockbetten und drei Betten auf einer Zwischendecke, in welchem wir nächtigten, gibt es einige kleinere Hütten und das Beste: Baumhäuser. Einige umrundet von Glas, vor neugierigen Blicken kann man sich mit Vorhängen schützen, andere aus Holz. Echt ein Traum. Hinzu kommen eine großzügige und stets gut besuchte Bar mit Rutsche zum Pool, einen Whirlpool unter den Bäumen, in denen man währenddessen die Affen und Vögel beobachten kann, und das Meer ist auch direkt um die Ecke.
Dort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass wir sowohl das Abendessen als auch die Schließzeit des Supermarktes schon verpasst hatten. Also blieb dann die deutlich zu häufig beanspruchte Alternative Fastfood. Tiagos Chicken ist nebenbei das beste Hähnchen, was ich je gegessen hab. Auf unsere Bestellung wartend sah ich jedoch etwas unglaubliches: vor dem Fenster rannten zwei junge afrikanische Männer vorbei, verfolgt von einem schreienden dritten mit Machete in der Hand. Da wird einem doch anders. Zurück in der Unterkunft bekämpften wir den Schock erst einmal an der Bar.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf in die Oribi Gorge, eine Felsschlucht in einer malerischen Landschaft, in deren Mitte ein Zementwerk steht. Fragt sich wer so einen Mist genehmigt. Es gibt dort den höchsten Swing der Welt mit um die 75 Meter, von dem wir allerdings sehr enttäuscht waren. Anstatt wirklich wie in einer Schaukel zu schwingen fällt man geschätzte 70 Meter senkrecht nach unten bevor man die letzten fünf Meter schwingt. Ich denke, da gibt es coolere Orte für so etwas. Also ließen wir den aus und machten uns auf eine kleine Wanderung zu einem überhängenden Felsen, ein schöner Ort für Fotos. Und auch der Trail war eigentlich sehr schön, zu Beginn mit einer Hängebrücke aufwartend führt er über Stock und Stein, unter tropfenden Felsen hindurch in den Wald, wo man sich dann auch mal fix ein paar Meter mit einem Seil herablassen muss. Im Anschluss daran wollten wir eigentlich noch einen nahegelegenen Game Park besuchen, für den waren wir jedoch auch zu spät.
Und so machten wir uns auf den Weg zurück in die Unterkunft, wo uns nach einem weiteren sehr schönen Abend, an dem ich gefühlte drei Stunden im Whirlpool verbracht hatte (es gab dann auch noch ne kleine Schaumparty), ein neuerliches gruseliges Erlebnis erwartete. Etwa 1 Uhr in der früh wurden wir alle durch einen lauten Knall direkt vor der Tür unseres Dorms geweckt. Irritiert darüber, was wohl geschehen war, lauschten wir angestrengt, trauten uns aber auch nicht, die Tür zu öffnen. Es stellte sich heraus, dass einer der Gäste im Zauber des Alkohols seine Waffe zog und einem der dort heimischen Hunde direkt ins Gesicht schoss. Ich weiß nicht, ob ich es „glücklicherweise“ nennen soll, der Hund hat überlebt, wie es ihm geht kann ich allerdings nicht sagen. Es dauerte bis 4 Uhr, als der Kerl endlich in den Knast gebracht wurde und wieder Ruhe einkehrte, sodass wir noch ein paar Stunden Schlaf erhaschen konnten.
Eine neuerliche lange Fahrt führte uns dann nach Chintsa. Dies ist ein wunderschönes, in einer Bucht gelegenes, kleines Örtchen. Da wir nur eine Nacht hatten und am nächsten Tag wieder in PE sein wollten, sind wir nach dem beziehen unseres Dorms im sehr schönen Buccaneers Backpacker direkt mal die Gegend erkunden gegangen. Der Weg zum Strand führt an einer Lagune vorbei, die man wunderbar mit den dort liegenden Kanus erkunden kann, und dann direkt zwischen den kleinen Dünen hindurch. Der Strand ist ein wunderschöner Sandstrand und wie ich am nächsten Tag entdecken durfte auch perfekt zum surfen. Den Abend wollten wir noch in der Bar verbringen, allerdings waren außer uns nur noch zwei weitere deutsche Mädels und der Barkeeper anwesend. Am Kaminfeuer ließ es sich dennoch ganz gut aushalten.
Wir machten uns dann doch relativ früh ins Bett, da am nächsten Morgen der Wecker um 5 Uhr klingelte. Das bedeutete rasch ankleiden und ab zum Strand: 5:33 Uhr war Sonnenaufgang. Und ich glaube es gibt kaum etwas so schönes wie einen Sonnenaufgang außer eventuell ein Sonnenuntergang. Nachdem jeder geschätzte 1000 Fotos geschossen hatte ging es noch einmal ins Bett, für 9 Uhr war nämlich mein erster Surfunterricht angesetzt. Und ich konnte gleich feststellen, das anstrengendste am Surfen ist das Tragen des Boards zum Strand. Die folgenden drei Stunden verbrachten wir unter sehr guter Anleitung von Denver, des besten Surflehrers der Welt, damit, herauszupaddeln, uns auf das Board zu stellen und herunterzufallen. Es war dennoch ein riesiger Spaß.
Die letzte fünfstündige Fahrt führte uns dann wieder zurück nach Port Elizabeth, unserem Heimathafen hier in Südafrika. Da wir leider in Chintsa nur diese eine Übernachtung hatten bin ich mir sicher, dass ich diesen schönen Ort noch einmal besuchen werde, allein schon, um die Giraffe Abby zu treffen. Ich möchte mich bei meinen Mitreisenden Daniel, Eva und Kai bedanken, mit denen ich einfach unheimlich viel Spaß und tolle Erlebnisse hatte. Das darf gerne wiederholt werden.
In freudiger Erwartung dessen, was mich hier noch so alles erwartet, verabschiede ich mich heute wieder einmal mit unendlichen schönen Grüßen,
Paul
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